Dschungelcamp Tag 11 – Pschoterror im Mobbing-Camp

So etwas hat die deutsche Fernsehlandschaft und die Promis im Dschungelcamp schon lange nicht mehr erlebt: Psychokrieg und eskalierende Gruppendynamik. Für Sarah ist es zwar Selbsterfahrung und für die anderen Insassen ein launiger Abenteuerurlaub – allein es vermittelt keiner zwischen den verfeindeten Clans. Es fehlt ein Mediator. Also Drama im Camp, Mobbing, Terror, Erpressung – alles, was die Herzen und Fäuste der gebannten Fernsehzuschauer höher schlagen lassen. RTL verlängerte die heutige Sendung bis 0.00 Uhr um die Gruppendynamik voll auszukosten. Und wie vorher aufgrund eines kleinen „Fehlers“ auf der Voting-Seite in der RTL-Dschungelcamp-Website durchsickerte gibt Sarah auf. Endlich. Mal was los.

Während die rausgewählte Gitta Saxx sich in der Luxus-Wanne im Nixenschaum räkelt, geht im Dschungelcamp die Post ab. Dafür sei Reiner ja ins Camp gegangen. Gruppendymanik oder wie das heißt. Sarah weiß auch nicht recht, wie ihr geschieht, aber sie scheint das Spiel zu kennen. Blanker Psychoterror, Gruppenbildung und Mobbing. Mathieu verliert die Contenance und fleht Sarah auf Knien an, sie möge das Camp doch bittebitte verlassen.

Gruppendynamik im Pschocamp - Sarah soll das Dschungelcamp verlassen
Sarah versteht wohl, dass sie von einem Großteil der Dschungelcamper angefeindet wird und doch bitte verschwinden soll – aber nicht weshalb.

Der Erfinderin des Arschlochismus (Desirée Nick) wird hauptsächlich purer Egoismus und Teamunfähigkeit vorgeworfen. Man findet sie asozial. Der Streit – besser: die Gruppendynamik – eskaliert und das sieht da so aus:

Jay: „… Du scheißt auf alles und jeden außer auf dich selber. Wie soll man Interesse für dich aufbauen, wenn du dich komplett asozial benimmst?“
Mathieu: „Sarah, eins würden wir dir gerne vorschlagen – freiwillig das Camp zu verlassen.“
Sarah: „Das verstehe ich nicht. Warum soll ich jetzt freiwillig gehen?“
Mathieu: „Weil du uns allen ungeheuer auf den Geist gehst.“
Jay: „Tue es für dich. Damit tust du dir den größten Gefallen.“
Sarah: „Dann bin ich lieber der Asi und bin mir selber treu.“

Sie bockt und trotzt und lässt scheinbar nichts an sich herankommen. Sie glaubt tatsächlich, auf diese Art sich selber treu sein zu müssen und verhält sich so, wie sie sich auch bei den Dschungelprüfungen verhalten hat: Unmöglich, unerträglich, scheiße. Doch es wird noch schöner. In die Enge getrieben und allein gegen alle greift sie zum äußersten Mittel, zum schlechtesten Mittel, aber vielleicht zum einzigen, das sie beherrscht – zur Intrige (von lateinisch intricare, „in Verlegenheit bringen“, bezeichnet eine Handlungsstrategie, mit der einzelne oder Gruppen von Menschen versuchen, anderen Schaden zuzufügen oder sie gegeneinander aufzuhetzen)! Es ist tatsächlich ein Lehrstück in Sachen Psychokrieg (und eskalierte weil unmoderierte Gruppendynamik).

Jay und Sarah in Gruppendynamik

Peer offenbart unerwartete Schwäche und bricht als erster innerlich zusammen. Er mokiert sich über Sarahs Art, die ihm weh tut und zum Heulen bringt. Er kann nicht mehr, ist diesem Psychoterror nicht gewachsen. Das ist in Ordnung, das wären viele nicht. Aber Peer wirkt dennoch schwach. Und macht einen folgenschweren Fehler: Er redet wärhend einer gruppdendynamischen Pause Abseits allein mit Sarah. Frau „Gans ehrlich“ zieht gegen Jay vom Leder und spinnt eine bösartige Intrige gegen den formschönen Sänger. Sie behaupt, die Liebelei mit Indira sei inszenziert. Er hätte sich vor dem Camp mit ihr, Sarah, getroffen und ihre angeboten aus image-strategischen Gründen im Camp eine Liebschaft vor aller Fernsehaugen mit ihr zu beginnen:
„Jay war vor der ganzen Show bei mir zu Hause und hat mir vorgeschlagen, wie Katie Price und Peter André, eine Liebesgeschichte zu spielen. Wegen seinem Image. Ich schwöre auf alles, was mir lieb ist.“

Außerdem holt sie, jetzt völlig durchgebraten, unter vier Augen (!) zum Rundumschlag gegen ihre Lieblinge aus:
„Ich glaube, dass Mathieu ein sexuelles Problem hat und genau wie Katy ein starkes Alkohol-Problem hat. Und Indira würde für Geld alles machen, sie würde ihre Beine für alles breit machen.“

Ganz übles Tennis. Ganz unten. Wie sind damit ganz unten angelangt. Nein, nicht wir die Zuschauer, Sarah, die im Dschungelcamp ihre Karriere puschen wollte.

In dieser heftigen Krise im Camp, gefallen mir Reiner, der sich völlig raushält, Indira und Katy, die sich ebenfalls zurücknimmt, am Besten. Thomas gefällt mir gar nicht, da man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass seine wahre Stärke ist, sich die richtigen Verbündeten zu suchen. Seine Kritik greift nicht recht, meine ich, wirkt eher aufgesetzt. Er versucht sich dabei selber ins rechte Licht zu rücken und das ist durchschaubar.

Peer hatten wir schon erwähnt. Peer wirkt schwach und macht einen Fehler. Er steht damit irgendwie zwischen den Fronten und dreht am Rad, wird sogar noch von Jay konfrontiert. Das ist überflüssig. Er hätte sich zurückziehen und sortieren sollen. Auch der humorvolle, gereifte Mathieu hätte es eigentlich nicht nötig, sich vor so einer kleinen Ziege in den Dreck zu knien. Ihm hätte ich mehr Gleichgewicht zugetraut. Aber das sagt sich leicht. Bleibt also noch Jay, der zusammen im Sarah in den Mittelpunkt des Psychodramas geriet. Er schlägt sich wacker, bleibt relativ ruhig und sachlich, schießt zwar hier und dort übers Ziel hinaus, versucht aber sichtbar die Kontrolle, Oberwassser zu behalten.

Oberwasser im Dschungelcamp

Peer will also von Jay wissen, ob Sarahs Vorwürfe wahr wären. Klar, wir alle wollen das wissen. Obwohl wir irgendwie annehmen müssen, dass sie an den Haaren herbeigezogen sind. Doch nun tauchen überall wieder die Gerüchte um Jays Homosexualität auf. Ist das der Zusammenhang?

Es ist eh schwer nachzuvollziehen, warum sich die „Stars“ ständig gegenseitig vorwerfen, wegen ihrer Karrieren und den Gagen im Dschungelcamp zu sein. Um nichts anderes geht es. Deshalb ist jeder einzelne im Camp. Mediengeilheit, Geld, Karrierepush. Das macht sie angreifbar und daraus beziehen wir unser Vergnügen, unsere Legitimität für unseren Spott und ihre Lächerlichkeit, die wir sehen wollen. Also zählen diese Vorwürfe alle nicht.

Sarah spricht immer von ehrlich, vom ehrlichen Camp. Irgendwas stimmt da nicht. Wer so oft von Ehrlichkeit und Ehrlichsein spricht, hat ein Thema damit. Vielleicht meint sie „authentisch“. Denn es gibt einen feinen aber wesentlichen Unterschied zwischen ehrlich und authentisch. Aber um das zu checken ist Sarah noch viel zu unreif. Sarahs postpubertäre Problematik wird im Camp verhandelt. Das hat nichts mit Ehrlichkeit zu tun. Ich oder die Gruppe, sich treu sein oder über seinen Schatten springen. In diesem Spannungsbogen reibt sich das selbsternannte Model auf. Und das ist auch nicht „ehrlich“, da ihr das gar nicht klar ist.

Was also wäre so schlimm daran, wenn Sarahs Vorwürfe wahr wären und Jay eine Liebesgeschichte spielt. Vielleicht um so eine bestimmtes Image zu forcieren, vielleicht um eine latente Homosexualität zu kaschieren. Es sieht nicht danach aus, aber was wäre so schlimm daran? Alle spielen dort eine Rolle, aber niemand scheint ein Drehbuch zu haben. Alle wollen dasselbe. Alle kriegen dasselbe. Er hat Indira nichts versprochen – so weit wir wissen – sie lernen sich kennen (wie er zurecht anmerkte), sie mögen sich und turteln miteinander. So what?

Und wenn Jay sie tatsächlich mit dem von ihr beschriebenen Anliegen, eine Liebesgeschichte zu inszenieren, besucht hätte? Eine Idee halb im Spaß, halb im Ernst? Was wäre so schlimm daran? Sarah hat deutlich gemacht, dass sie das nicht könne. Sie kann Model spielen, Vegetarierin, Hexe und Feldwebel. Aber Liebe, Liebespaar könne sie nicht. Verständlich. Also wo ist das Problem? Ist Sarah vielleicht eifersüchtig auf Indira? Wollte sie so begehrt werden, so sympathisch umzärtelt werden? Und warum hat dann Sarah so lange verschwiegen, was sie angeblich wusste? Warum hat sie die beiden und das Camp nicht viel früher konfrontiert? Jay sollte die Wahrheit sagen.

Indira macht Sarahs Dschungelprüfung
Indira besteht jene Dschungelprüfung, die Sarah kleingeistig ablehnte aus Angst um ihre Model-Karriere und allergische Schocks. Die Schocks bekamen dafür ihre Camp-Kollegen, die deshalb nichts zum Abendessen hatten. Indira bewies, dass schon ein wenig Tapferkeit und Humor ausreicht, um nicht wie ein Volldepp dazustehen.

Das alles heißt ja nicht, dass Jay Indira nicht aufrichtig mag. Und Indira ist vorsichtig, befragte in dieser Sache schon Psycho-Schwester Katy. Am Ende wirft diese Geschichte ein sehr schlechtes Licht auf Sarah. Und Jay hat recht: Wenn Sarah das Camp verlässt ist es das Beste, das sie tun kann. Für sich. Ganz egoistisch.